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2.2.1.1 Produktion der Nasallaute

Überlegen wir uns nochmal, was ein Nasallaut ist. Wenn Sie einen Nasallaut hören, wissen Sie sofort, dass es sich um einen solchen handelt. Die Frage ist nur, wie ein solcher entsteht. Prinzipiell ist es so, dass bei einem Nasallaut der Nasenraum als Resonanzkörper (mit) genutzt wird. Sie können das an einem Extrembeispiel, m und n, sehr leicht nachvollziehen.

Extrembeispiele sind m und n aus dem schlichten Grund, weil bei diesen Konsonanten entweder die Lippen vollkommen geschlossen werden oder mit der Zunge das Ausströmen der Luft durch den Mund verhindert wird, die Luft also gar nicht durch den Mund entweichen kann, sondern nur über die Nase. Halten Sie sich die Nase zu, so werden Sie feststellen, dass Sie sehr schnell nicht mehr in der Lage sind, ein m oder n zu produzieren. Sie können eine Weile Luft im Mundraum parken, wenn das aber nicht mehr geht, endet Ihr m oder n.

Beispiele
Mit geöffneter Nase: immmmmmmmmmmmm
Mi zugehaltener Nase: immm

Beispiele
Mit geöffneter Nase: innnnnnnnnnnnnnnnnn
Mit zugehaltener Nase: innnnnn

(Nebenbemerkung: Wenn Sie nachgedacht haben, sind Sie zu dem Schluss gekommen, dass auch bei p und b der Mund vollkommen geschlossen wird. Das ist aber eine andere Liga. Bei diesen zwei Lauten wird Luft im Mundraum gestaut und dann explosionsartig ausgestoßen (durch den Mund). Damit Sie die Luft im Mundraum stauen können, müssen Sie mit dem Gaumensegel die Verbindung zwischen Mundraum und Nasenraum kappen. Achten Sie einmal darauf, weil es ein schönes Beispiel dafür ist, dass das Gaumensegel gesteuert werden kann, was man ja erstmal gar nicht vermuten würde. Ein hochgezogenes Gaumensegel kappt die Verbindung zwischen der Mundhöhle und der Nasenhöhle. Wären Sie nicht in der Lage, wenn auch unbewußt, das Gaumensegel hochzuziehen und die Verbindung zum Nasenraum zu kappen, dann könnten Sie p und t nicht aussprechen, denn es wäre nicht möglich, die Luft zu stauen, wenn diese über die Nase entweichen kann. Das Gaumensegel kann also gesteuert werden.)

Wir sehen also an diesen Beispielen, dass der Nasenraum an der Produktion von Tönen beteiligt sein kann. Wie verhält es sich nun mit dem nasalierten o, dem nasalierten e und dem nasalierten a ? Klar ist, dass bei diesen Tönen der Nasenraum immer beteiligt ist, das heißt, dass das Gaumensegel immer gesenkt ist, da ein hochgezogenes Gaumensegel die Verbindung zum Nasenraum kappen würde, wie Sie ja an dem oben bereits angeführten Beispiel p, b und k deutlich sehen können. Es würde Ihnen nicht viel nützen, die Luft hinter der Zunge zu stauen, wenn diese dann durch die Nase entweicht. Nur durch das hochgezogene Gaumensegel können Sie Druck hinter der Zunge aufbauen. Das heißt im Umkehrschluss, dass bei herunterhängendem Gaumensegel eine Verbindung zum Nasenraum besteht, so dass der Ton nasaliert wird.

Uns wird zu einem späteren Zeitpunkt die Frage interessieren, ob bei den nasalen Varianten von a, o, ä die Luft ausschließlich durch die Nase entweicht, oder die Nase lediglich ein weiterer Resonanzkörper ist. Da es uns aber schwer fällt einzusehen, dass das Gaumensegel überhaupt steuerbar ist, machen wir uns erstmal anhand eines Beispieles klar, dass das Gaumensegel sehr wohl steuerbar ist, auch wenn uns das in der Regel nicht auffällt.

Haben wir einen Satz, in dem keine Nasallaute vorkommen, die Nase also als Resonanzraum nicht mitgenutzt wird, dann ist es völlig egal, ob wir uns die Nase zuhalten oder nicht, es klingt jedesmal gleich. In dem Satz der Apfel ist reif gibt es keine Nasallaute, die Nase wird als Resonanzkörper nicht genutzt, es ist folglich egal, ob wir den Satz mit zugehaltener Nase sprechen oder nicht. Probieren Sie es einfach aus.

Beispiele
normal: Der Apfel ist reif.
näseln: Der Apfel ist reif.

Umgekehrt, umgekehrt. Sind in einem Satz Laute vorhanden, die nur nasal gesprochen werden können, bei denen also Luft durch die Nase entströmen muss, dann können Sie diese Laute nicht mit zugehaltener Nase aussprechen. In einem Satz wie in einem Satz mit vielen Nasalen gibt es ein Problem, nutzen das m und n den Nasenraum als Resonanzraum, es macht nun einen Riesenunterschied, ob Sie sich die Nase zuhalten oder nicht.

Beispiele
mit offener Nase: In einem Satz mit vielen Nasalen gibt es ein Problem.
mit zugehaltener Nase: In einem Satz mit vielen Nasalen gibt es ein Problem.

Sie können jetzt noch einen anderen Schluss ziehen. Wahrscheinlich sind alle Leute der Meinung, dass jemand, der näselt, die Nase als Resonanzraum mitnutzt. Genau das trifft jedoch nicht zu, das genaue Gegenteil trifft zu. Jemand der näselt nutzt den Nasenraum eben nicht, so dass die Laute m und n eben nicht mehr "der Norm entsprechend" ausgesprochen werden.

Fazit:

1) Normalerweise ist das Gaumensegel gesenkt, nur bei p, t, k wird es hochgezogen, weil anders kein Luftdruck im Mund aufgebaut werden kann. Das heißt aber auch, dass das Gaumensegel (zumindest unbewußt) gesteuert werden kann. Wie wir es unbewusst heben können, so können wir es unbewußt auch wieder senken, sonst könnten wir kein m oder n aussprechen (noch deutlicher bei einem Wort wie Pumpe, wo Sie bei P die Verbindung kappen müssen, bei m aber den Nasenraum wieder freigeben müssen).

2) Bei den nasalen Varianten o, a, e des Französischen wird der Nasenraum als Resonanzköper mitgenutzt. Das Gaumensegel (das ist das Zäpfchen, dass sich hinten im Rachenraum befindet und das Sie zum Vibrieren bringen, wenn Sie das deutsche r aussprechen. Es ist aber auch das Teil, dass sich bei Erkältungen entzündet und dann schmerzt, schauen Sie einfach mal mit weit geöffnetem Mund in den Spiegel, es ist nicht zu übersehen) hängt durch und die Zunge wird so gestellt, dass ein Teil der Luft durch die Nase entströmt.



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